Markus Walther: „Buchland“ oder „Ja aber Warum?“

Titel: Buchland
Reihe: Buchland
Autor: Markus Walther
Seitenanzahl: 244
Verlag: Acabus
ISBN: 3862821862

Als Beatrice einen Job in dem kleinen Antiquariat von Herrn Plana bekommt, ist es genau die richtige Ablenkung, die sie im Moment gebrauchen kann. Doch hinter Herrn Plana und seinem Laden steht noch viel mehr, als man zuerst vermutet. Schnell öffnet sich vor ihren Augen das Buchland, eine Welt bestehend aus der gesamten Literatur der Weltgeschichte. Beatrice steht vor der schwierigen Aufgabe dieses Land zu retten, nur durch die Kraft eines Buches was sie noch gar nicht geschrieben hat. Eine Herausforderung die nicht einfacher wird als plötzlich das Leben ihres Mannes Ingo auf dem Spiel steht.

Bücher über Bücher zu schreiben ist nicht einfach. Moment irgendwie hatten wir das schon einmal, oder? Ja wie es dem Zufall so wollte habe ich zwei Bücher mit sehr ähnlichen Motiven, in relativ kurzer Zeit hintereinander gelesen. Und ebenfalls rein zufällig befanden sich beide am genau gegenüberliegendem Ende des Qualitätsspektrums. Wer meine Review zu „Die unglaubliche Flucht des Uriah Hepp“ gelesen hat, kann sich bereits denke was ich über dieses Buch denke. Ich mach mal eine Ausnahme und gebe mein Fazit vorweg: Lauft einfach daran vorbei, wenn ihr es im Buchladen sehen solltet. Auch Leute, die das Buch mögen, sollten jetzt nicht weiterlesen. Ich freue mich für euch, dass ihr etwas darin gesehen habt, was ich nicht finden kann. Denn ich habe so einiges was ich über diesen Roman loswerden.

An fast alles, was in diesem Buch steckt, kann die Frage „Ja aber warum denn?“ angehängt werden. Beatrice muss das Buchland mit ihrem noch ungeschriebenen Buch retten. Ja aber warum? Es leben die griechischen Götter im Buchland. Ja aber warum? Der Tod persönlich taucht im Buchland auf und wird zum Oberbösewicht. Warum, warum, warum? Nichts will hier zusammenpassen. Es sind nur einfach Ideen, die irgendwie zusammen geschmissen worden ohne sie auch ineinander zufügen. Warum weis Herr Plana mal alles und dann wieder nichts über Buchland? Beatrice kann nichts aus Büchern herauslesen wie in Tintenherz, bis sie es dann plötzlich doch kann. Nichts scheint auch nur irgendwie konsequent durchdacht worden zu sein. Ich bin mir sicher es gibt irgendwo Erklärungen. Nur die müssen in den endlosen philosophisch angestaubten Monologen untergegangen sein. Worldbuilding ist praktisch an keiner Stelle vorhanden. Wie auch bei nicht einmal 300 Seiten Länge.

Ich weiß ich mache so etwas eigentlich nicht aber ich kann mir nicht helfen. Für mein Empfinden trieft diese Geschichte mit Arroganz. Nichts schreit mehr danach, wenn man ein ganzes Kapitel nur dafür verwendet sich über Autoren lustig zu machen, die ihre Bücher selbst herausbringen. Und damit meine ich nicht die Augenzwinkernde und herzliche Art von Lustig machen, die ich an meinen persönlichen Idolen wie Terry Pratchett so bewundere. Was der Autor über diese Art von Literatur zu sagen hat, ist so offensichtlich und so abwertend, dass ich darüber nur den Kopf schütteln kann. Über die Passagen, in denen sich darüber aufgeregt wird, dass die Leute das geschriebene Wort nicht mehr zu schätzen wissen, will ich gar nicht erst anfangen. Das ist praktisch das Gegenteil, von dem, was uns Michael Ende bereits vor so vielen Jahren gelehrt hat: Es ist doch eigentlich egal woher die Fantasie kommt so lange du glücklich damit bist. Ja ich habe auch meine ganz eigenen Gedanken über die Flut an Literatur, die den modernen Markt überschwemmt. Aber wer bin ich darüber zu urteilen. „Buchland“ maßt sich dies an und versagt dabei auf voller Länge in meinen Augen. Nichts was der Autor zu diesem Thema zu sagen hat, ist neu oder regte mich zum Nachdenken an.

Gerade diese Stellen hätten gerne gestrichen werden können, damit vielleicht mal ein paar echte Aussagen über Bücher getroffen werden können. Auch hier Fehlanzeige. „Buchland“ ist vieles aber ein Loblied auf die Literatur ist es nicht. Ja es wandert Edgar Allen Poe in Herrn Planas Antiquariat herum. In den Regalen von Buchland stehen auch fiktive Bücher wie von Hildegunst von Mythenmetz herum. Ja ganz netter Referenz zu Walter Moers beliebter Figur nur eben nicht mehr als das, eine Referenz. Es ist nicht damit getan mit bekannten Autoren und Büchern um sich zu schmeißen. Ohne greifbare Aussage über diese Objekte, kann man noch so sehr versuchen zu beweisen wie belesen man doch ist. Ich als Leser empfinde dabei nichts.

Das klingt ja alles schon ganz schlimm. Doch jetzt komme ich zum Abschluss noch zu den Figuren und da sitzt der wirkliche Kern meiner Wut. Zuerst einmal, wer kam bitte auf die Idee dieses Buch aus der Sicht von Herrn Plana zu schreiben? Das ist so ähnlich als, wenn Harry Potter aus der Sicht von Dumbledore geschrieben worden wäre. Das nächste ist, was Persönliches aber das war, wohl einer der schlimmsten Darstellungen, die ich von Tod je gesehen habe. Als Verehrer von Terry Pratchett und seinem TOD, verstehe ich nicht was man sich dabei gedacht hat. Doch die Schlimmste ist Beatrice selbst. Beatrice wäre in jedem anderen Buch nicht die Heldin, sondern der Bösewicht. Im ersten Drittel findet Beatrice das sogenannte Lebensbuch ihres alkoholkranken Ehemannes. Indem sie dort hineinschreibt verändert sie sein Leben „zum Guten“. Sie macht ihren Mann zu einer willenlosen Marionette der nicht mehr ohne ihre Befehle funktioniert. Sie befreit ihn vom seiner Alkoholsucht aber nicht durch harte Arbeit, sondern einfach in dem sie ihm das ganze mit einer höheren Macht aufzwingt. Am Ende kann er gar nicht mehr ohne sie funktionieren. Sie geht sogar so weit ihn dazu zu zwingen mit ihr zu schlafen und nimmt sich noch heraus seine Leistungen im Bett zu verbessern. Was im Buch als lustiger Scherz abgetan wird, hat mich nur angewidert, denn das einzige Wort, was mir hierfür einfällt, ist Missbrauch. Und das Traurigste? Dem Autor scheint selber bewusst zu sein, dass dies alles nicht ganz so richtig ist und verweist darauf. Anstatt das, dass ganze jedoch Konsequenzen hat, ist ihr Mann sogar noch froh über ihre Taten und Beatrice wird als Heldin gefeiert. Was soll man dazu noch sagen?

So ich glaube ich das reicht langsam mal (auch wenn mir noch einiges einfallen würde). Jedem sollte klar geworden sein was ich über diesen Roman denke. Ich möchte ihm wirklich nicht weiterempfehlen. Eher im Gegenteil. Dieses Buch ist nicht nur furchtbar konstruiert in meinen Augen, sondern vertritt auch noch Motive und Themen die in meinen Augen einfach nicht in Ordnung sind. Über eines bin ich mir jedoch ganz sicher. Ich werde nicht eine der zwei Fortsetzungen in die Hand nehmen.

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