Tad Williams: „Der Drachenbeinthron“ oder Die Geburt von Game of Thrones

Titel: Der Drachenbeinthron
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Reihe: Das Geheimnis der großen Schwerter
Autor: Tad Williams
Verlag: Klett-Cotta
Seitenanzahl: 979
Genre: High Fantasy 

Bevor ich mit meiner Kritik beginne, erst einmal etwas in eigener Sache. Mein gesamter Blog befindet sich im Moment im Umbau. Das liegt einfach daran, dass mein Blog noch vollständig in den Kinderschuhen steckt. Es wird also noch ein paar mal öfter passieren, dass es Design- oder Strukturänderungen gibt. Dies soll aber alles nur der Verbesserung der meiner Seite dienen und wird hoffentlich nicht auffallen.

Auf Tad Williams bin ich erst vor einigen Jahren gestoßen. Damals war es seine „Bobby Dollar“ Trilogie die mir in die Hände fiel und ich war sofort begeistert. Wie immer wenn ich einen Autor für mich entdecke, möchte ich am liebsten sein Gesamtwerk auf der Stelle verschlingen. Deswegen widmete ich mich schnell Williams bekanntestem Werk die „Memory, Sorrow and Thorn“ Trilogie die bei uns „Das Geheimnis der großen Schwerter ist“.

Der Hochkönig des Reiches Osten Ard liegt im sterben. Sein ältester Sohn Elias besteigt seinen Thron und soll auf der königlichen Hochburg Hochhorst herrschen. Schnell wird jedoch klar, dass Elias kein so gütiger König wie sein Vater wird. Ein Krieg zwischen den einzelnen Ländern Osten Ards und Elias Bruder Josua sieht sich gezwungen gegen seinen Bruder zu kämpfen. Mitten in diese Konflikt wird der Küchenjunge Simon, manchmal auch Seoman genannt, gezogen. Im Verlaufe der Handlung kommt Simon einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur. Es wird schnell klar, dass es um mehr geht als einen Streit um die Thronfolge.

Das Erste worüber jeder redet wenn er dieses Buch erwähnt ist der Anfang, den das ist ein zweischneidiges Schwert. Viele warnen richtig vor dem Beginn des Buches, da man sich erst da durch kämpfen müsste bis es richtig gut wird. Das sich in den ersten 300 Seiten sehr viel Zeit genommen wird um die Welt und ihre Geschichte einzuführen. Mit meiner Meinung stehe ich so mit ziemlich alleine da, denn ich mag den Anfang, ich mag ihn sogar sehr. Wenn ich schon in eine so große Fantasywelt geworfen werde, möchte ich sie auch erst mal richtig kennen lernen. Tad Williams hat hier einen guten Weg gefunden, die ganzen Belehrungen über Osten Ard, in die Handlung einzuweben. Simon wird einfach in die selbe unwissende Position wie der Lese versetzt und bekommt in den ersten 300 Seiten des Buches, von seinem Meister Doktor Morgenes, so einiges über Osten Ard beigebracht. Allgemein ist es interessant wie einem die Handlung zunächst nahe gebracht wird. Genauso wie Simon versteht man nicht wirklich was gerade um einen herum passiert, ohne verwirrt zu sein. Man braucht halt nur einfach Zeit um die ganzen Zusammenhänge (und davon gibt es in diesem Epos eine ganze Menge) zu entdecken und zu verstehen, da man eben immer nur Simon folgt. Das macht die ganze Handlung des ersten Bandes sehr mysteriös und mann will unbedingt dran bleiben um es endlich alles zu verstehen. Ich gebe aber zu das dieses rätselhafte nicht unbedingt für jeden sein muss. Mir zum Beispiel hat es große Spaß gemacht die Hintergründe und Zusammenhänge der Handlung erst Stück für Stück kennen zu lernen. Es wäre aber gelogen wenn ich nicht zugeben würde, dass dies manchmal auch zur einer großen Portion Verwirrung führen kann. So fühlt sich die Handlung natürlich auch stellenweise sehr langsam an, weil man eben nicht weis was im Reich Osten Ard alles vorgeht.
Was in meinen Augen aber einen Ausgleich ist Tad Williams Stil. Ich kann gar nicht genau erklären woran es liegt aber bis jetzt haben mich alle seine Bücher in den Bann gezogen, alleine nur schon wegen seinem flüssigem Schreibstil. Er hat zwar ein ähnliches Problem wie Tolkien (ein paar weniger Beschreibungen der Bäume würden gut tun) aber gerade bei einer mittelalterlichen Fantasywelt passt es einfach.

Das Zweite was jedem immer zu dieser Reihe einfällt, ist ihre Ähnlichkeit zu „Game of Thrones“. Es ist schon erstaunlich wie sehr sich George R. R. Martin hat inspirieren lassen. Um nur ein paar Beispiele zu nennen:
– eisige Krieger als Feinde
– Schwerter mit besonderen Namen spielen eine große Rolle
– ein ganz besonderer Thron
– die ganze Ausgangslage der Handlung (der alte König der einst das Land vereinte um dessen Thron ein Krieg entbrennt)
Am Ende hat sowieso immer irgendwer, irgendwo geklaut, es ist nur wichtig wie gut er das verarbeitet hat was er geklaut hat.
Trotz der Popularität „Game of Thrones“ empfand ich übrigens „Das Geheimnis großen Schwerter“ trotzdem immer als die überlegenere Reihe. Wo Martin einem einfach immer nur Namen an den Kopf wirft, schafft es Williams die Details seiner Welt durch Handlung und Figuren langsam dem Leser näher zu bringen. Bei Martin hab ich schon lange das Gefühl, dass er sich in eine Ecke geschrieben hat, Williams Epos hat einen ganz klaren roten Faden.
Na ja wer weis, vielleicht empfinde ich auch einfach so weil ich mit dieser Reihe mehr emotional verbunden bin.

Viele der Figuren die einem hier begegnen werden, kommen einem heute bekannt vor. Jungen die langsam zu Helden heranreifen, alte weise Männer, ruppige Soldaten. Was nicht heißen soll, dass die Figuren schlecht sind, eher im Gegenteil. Tad Williams hat sogar ziemlich gut drauf bekannte Klischees aufzubrechen und abzuändern. Es ist nur so das einige Figuren recht blass bleiben. Trotzdem funktionieren die meisten Charaktere. Besonders gefallen haben mir Prinz Josua und der Troll Binabik. Josua weil er eine zerrissene Figur ist, der zu jedem Zeitpunkt versucht dem Konflikt mit seinem Bruder zu entgehen. Und Binabik weil er der erste Ausblick darauf ist, wie groß das Osten Ard eigentlich ist und wie groß das Abenteuer noch wird. Außerdem ist er einer der wenigen Charaktere die es immer schaffen eine positive Grundstimmung sich zu bewahren.
Apropos große Welt, dass ist Williams zweite große Stärke. Osten Ard ist ein unglaublicher mystischer und vielfältiger Ort. Die einzelnen Länder sind einzigartig, die Gebräuche ausgefallen und die Völker haben alle eine Identität. So gehören die elfenähnliche und zu Legenden erklärten Sithi, zu meinen Lieblingsvölkern in der ganzen Fantasyliteratur. Man spürt zu jedem Zeitpunkt, dass sie ganz anders als Menschen sind, zeigen aber nichts von der typisch, elfischen Arroganz.

„Der Drachenbeinthron“ hat in meinen Augen eigentlich nur ein großes Problem und das ist nicht die langsame Handlung. Nein der erste Band dieses Epos hat das Problem, dass alle seine Nachfolger ihn um Längen überbieten. Alles was ich gut oder in Ordnung fand, ist in späteren Bänden sehr viel besser. Die Figuren werden sehr viel besser und interessanter, die Handlung wird spannender und die Welt wird nochmal um einiges vertieft.
Das ist nun mal der Fluch von ersten Bänden, sie fühlen sich häufig wie eine große Einführung an.
Trotzdem möchte ich dieses Buch jedem empfehlen der ihn nicht gelesen hat und Fantasy mag. Mir liegt diese ganze Reihe einfach sehr am Herzen und besonders den ersten Band halte ich für unterschätzt, einfach nur weil die späteren Bände noch sehr viel besser sind. Das macht aber diesen Band noch lange nicht zu einem schlechten Buch.

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